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Die Probe weist einen exzellenten Kontrast auf, wenn das gebeugte Licht und das direkte (nicht abgelenkte)
Licht um eine halbe Wellenlänge verschoben sind. Die Methode von Zernike besteht darin, auch das direkte
Licht weiterhin um eine viertel Wellenlänge zu verschieben, damit der Unterschied zwischen gebeugtem und
direktem Licht genau einer halben Wellenlänge entspricht. Als Resultat wird von den beiden Lichtkomponenten
auf der Okular-Bildebene eine destruktive Interferenz gebildet. Dieses Verfahren erzeugt ein Bild mit dunkle-
ren Details vor einem helleren Hintergrund. Diese Typologie wird als positiver Phasenkontrast bezeichnet (Ab-
bildung 2).
Eine zweite Variante besteht darin, direktes Licht stets um ein viertel der Wellenlänge zu verschieben, aber so,
dass es die Bildebene mit gebeugtem Licht erreicht, wodurch eine konstruktive Interferenz erzeugt wird. Die-
ses Verfahren erzeugt ein Bild mit helleren Details vor einem dunkleren Hintergrund. Diese Typologie wird als
negativer Phasenkontrast bezeichnet (Abbildung 3).
Das für das Funktionieren des Phasenkontrastes erforderliche Zubehör ist ein unter dem Tisch zu positionieren-
der Kondensator, der mit einer Ringblende ausgerüstet ist und ein Satz Phasenkontrast-Objektive, wovon jedes
mit einem Phasenring ausgestattet sein muss. Die Ausstattung beinhaltet außerdem einen Grünlter (um
die Auösung zu steigern) und ein Einstellteleskop (um die Ringe zu zentrieren).
Die Phasenkontrastmikroskopietechniken sind bei dünnen und im Sichtfeld verteilten Proben besonders nützlich.
Für diese Technik gelten einige Einschränkungen:
• Phasenbilder weisen normalerweise Ränder um die Kanten der Details herum auf. Diese Ränder sind opti-
sche Artefakte, die die Grenzen zwischen angrenzenden Details manchmal verdunkeln können.
• Die Phasenringe schränken die numerische Apertur des optischen Systems ein, indem sie (auf jeden Fall
minimal) die Auösung reduzieren.
• Der Phasenkontrast funktioniert am schlechtesten bei dicken Proben, weil die Phasenunterschiede in Zonen
erfolgen, die nur etwas über oder unter der Brennebene liegen.
• Die Phasenbilder erscheinen bei Benutzung von weißem Licht grau, und wenn ein Grünlter eingesetzt wird,
grün.
Abbildung 2 Abbildung 3